Mit stählerner Birne reißt der Stadtumbau-Ost immer mehr Lücken in die Schkeuditzer Innenstadt. Hausruinen verschwinden so, doch die Kernstadt wird buchstäblich immer löchriger. Notgedrungen setzt Schkeuditz auf die Moderne; Der umgestaltet betongraue Markt ist so kalt wie das lange Steinsofa darauf, der Rathausplatz eben so wenig einladend und auf dem einstigen Rittergut Altscherbitz stehen heute Einfamilienhäuser. Und: Der 40 Meter hohe DHL-Hangar sowie der Glas-Stahl-Airport besetzen immer mehr die Wahrnehmung dieser Stadt. Die kleine Kommune zwischen Leipzig und Halle – ohnehin mit einem Imageproblem versehen – ist dabei, nur noch als Wirtschaftsstandort gesehen zu werden. Die Identität droht völlig auf der Strecke zu bleiben. Umso wichtiger ist, dass identitätsstiftendes Altes erhalten bleibt. Spät hat sich die Kommune jetzt auf ihr Museumshaus von 1633 besonnen. Seit 80 Jahren wurde hier Heimatgeschichte zusammen getragen. Dies zu erhalten, das kostet Geld, könnte sich aber bezahlt machen: Mit etwas Glück danken es künftige Generationen. Beton hat die Stadt mit den beiden Start- und Landebahnen genug, es ist Zeit wieder mehr auf die alten Lehmwände zu setzen!
Quelle: Michael Falgowski, „Mehr Lehmwände“, LVZ, Rubrik Standpunkt, Seite 20, 6./7.10.2007.